Kölner Stadt-Anzeiger | Norbert Raffelsiefen
Irrwitziges Grabkammerspiel
Franco Melis und Peter Stephan Herff witzeln sich durch Pyramidengänge – Ein urkomischer Theaterabend in der Comedia
„Cäsar schlug die Gallier. Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich? Doch hatte er, lieber Bertolt Brecht und obendrein so fähige Angestellte wie die professionellen Leibwächter Abus und Securus. Die beiden Herren im besten Alter hat es nun nach unzähligen Stationen ins ferne Ägypten verschlagen. Als erfahrene Überlebenskünstler konnten sie bislang in jeder noch so gefährlichen Lage den Kopf aus der Schlinge ziehen. Doch diesmal scheinen die beiden Römer mit ihrem Latein am Ende. Antonius und Kleopatra, ihren letzten Klienten, sind mausetot, aber scheinbar endet das Dienstverhältnis nicht mit dem Tod des berühmten Liebespaares. Schlecht für die zwei von der Security, gut für das Publikum, das so Zeuge eines urkomischen Grabgesanges werden darf. Unter der souveränen Regie von Deborah Krönung liefern Franco Melis und Peter Stephan Herff, zwei altgediente Comedians aus der Comedia, ein gewitztes Grabkammerspiel ab. Wenn das Duo mit der Bahre der Kleopatra im Schlepptau durch die Gänge der Pyramide irrt, zelebrieren sie allerfeinsten Slapstick. Da wird aus ein paar Bühnenelementen im intimen Saal der Comedia-Probebühne im Spiel der Akteure ein verzwicktes Labyrinth von Gängen, Höhlen und unsichtbaren Fallen. Ein ums andere Mal stößt sich Peter Stephan Herff den Kopf an tückischen Decken, lustig wird die Nummer, wie bei „Dinner for One“, aber erst, weil es nicht immer geschieht. Durch perfektes Timing wird auch der vergebliche Versuch, im Dunkel der Pyramide mit Weinbechern anzustoßen, zum komischen Kraftakt. Den Wein gibt’s, weil die Leibwächter, die noch nicht wirklich realisiert haben, dass sie nun Grabwächter sind, sich eingeschlossen in der Pyramide zuerst einmal eine gepflegte Brotzeit gönnen. Gewöhnen müssen sie sich auch daran, dass hier unten im analogen Ägypten ein leibhaftiger Bewegungsmelder seiner Arbeit nachgeht.
Das kurzweilige Stück, sehr frei nach, beziehungsweise „befreit von“ Shakespeare, ist in seinen 70 Minuten gespickt mit humoristischen Ausflügen in die Weltgeschichte und pointierten Kalauern, die auch ruhig einmal albern sein dürfen. Wie etwa im Dialog über den großen Widersacher von Antonius und Kleopatra: “ Octavian nennt sich jetzt Augustus“ – „Ach wie der Monat“. Der Blick auf die großen Momente der Historie wird hier konsequent mit der Frage „cui bono“ verbunden. Für Machtgelüste aller Art oder falsches Heldentum ist hier kein Platz. Was hilft es zum Beispiel, wenn man im Circus Maximus als Akteur gefeiert wird, um dann festzustellen, dass die Löwen einem erst die Show und dann das Leben stehlen.
Und weil wir es hier mit zwei waschechten Wärtern aus Bella Italia zu tun haben, wird auch der ein oder andere Italo-Schlager – mit teilweise angepassten Textzeilen – zum Besten gegeben. Das letzte Wort im Stück hat wie zu Beginn Billy Preston mit „Nothing from Nothing“. Der beschwingte Song mit melancholischen Untertönen passt perfekt als musikalische Klammer zu diesem gelungen Theaterabend.